Dampfboot Mini von Rainer Radow (RaMi) - 4.10 Kiellegung

Dampfboot Mini von Rainer Radow (RaMi)


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4.10 Kiellegung

15.01.2011

Heute am Samstag den 15.01.2011 waren 12 Stunden Basteln angesagt. Nur unterbrochen von 4 Brötchen und diversen Kaltgetränken an der Werkbank - es hat sich gelohnt - schaut selbst...

Schon die letzten Tage hatte ich mich immer um das endgültige Ausrichten der Bodenplatte auf dem Helgenbock gedrückt. Nun gab es keine Ausreden mehr. Als erstes wurden auf beiden Seiten des Helgenbocks die Spantpositionen markiert. Das hätte man natürlich besser vor dem Auflegen der Bodenplatte und vor dem Probenähen gemacht.

Beim Schiff zählen die Spanten von hinten. Bei mir als Maschinenbauer sind sie mit dem Abstand vom Heck in Millimetern gekennzeichnet. Alle Zeichnungen und Ausdrucke sind mit einem Spantabstand von 250 mm angelegt. Für diese Bootsgröße reicht das zur Formgebung völlig aus. Für die Steifigkeit hätte man auch größere Abstände nehmen können. Ich finde, dass man mit 250 mm Abstand und dem Vielfachen davon ganz gut rechnen kann - so kommt man nicht so schnell durcheinander.

Maßband

Mit der Haushalts-Wasserwaage wurde der Helgenbock in's Wasser gelegt, also über alle Achsen genau waagerecht ausgerichtet. Anschließen habe ich ihn in dieser Position mit drei Stahlwinkeln gegen versehentliches Wegrutschen im Boden verspaxt.

Die Bodenplatte hat in der Mitte nur eine ganz geringe Krümmung von einigen Millimetern pro Meter. Deshalb konnte ich an dieser Stelle eine ca. 1200 mm lange Spanplatte von 22 mm Stärke (hatte ich gerade noch herumliegen) als Basis auf den Helgenbock schrauben. Die Platte darf seitlich nicht über den Helgenbock stehen, damit man beim späteren Nähen der Kimmplanke von unten noch freien Zugang hat!

Diese Spanplatte ist nun die zentrale Bezugsfläche "0" für alle Höhenmaße der Rumpfaußenhaut. Achtung, für alle Innenmaße ist später noch die Plankenstärke hinzuzurechnen - dazu später mehr). An Anfang und Ende der Spanplatte wurde die Bodenplatte mit Sperrholzstreifen von 2 und 3 mm Stärke in die geplante Krümmung gelegt. So gibt es später keine waagerechten Flächen für die Wasserströmung.

Aufwändiger ist die Rumpfunterstützung natürlich an den stärker gekrümmten Enden des Bootes. Als erstes habe ich an jede Spantposition die Höhen über der Bezugsebene mit Edding notiert. Zu diesem Wert muss man natürlich noch die Höhe der Spanplatte unter dem Bootsbauch addieren, um die Höhe über der Seitenwand des Helgenbocks heraus zu bekommen. Da man dabei viele Fehler machen kann, hatte ich mir extra eine Tabelle mit all diesen Werten ausgedruck. Notiert man auch diese Werte auf beiden Seiten, so kann man später schnell alle Positionen überprüfen, ohne lange irgendwo nachschlagen und rechnen zu müssen.

Dann wurden senkrecht an die Seitenwand des Helgenbocks Stützen mit etwas geringerer Höhe als dem Stützmaß angeschraubt. Da die Bodenplanke später nur auf der vorderen Kante des Querträgers liegt, müssen die Stützen um die Dicke der Querträger versetzt angebracht werden. Das ist auf dem Foto an den Spanten 500 bis 1250 zu erkennen. Am Spant 250 hatte ich die Querleiste erst anders herum angebracht - das geht natürlich auch, wird aber bei der flachen Bodensteigung ab Spant 1000 etwas schwieriger ...

Achtung, Kieferleisten spalten sich am Senkkopf der gewöhnlichen Spaxschraube, wie durch eine Axt. Also entweder Spaxe mit flacher Auflage am Kopf nehmen, oder einfach kleine Sperrholzreste als Unterlegscheibe zwischen legen.

Heck Abstützung

Hat man die Stützen auf beiden Seiten montiert, können die Querträger als eigentliche Rumpfunterstützung mit Schraubzwingen in Position gebracht werden. Schraubzwingen haben hier den Vorteil, dass man alles leicht justieren kann. Auch beim späteren Einbau des Stevenrohrs kann man sie kurzzeitig entfernen.

Am besten richtet man zuerst die Leiste unter dem Spiegel aus. Das Holz fällt dann durch sein Eigengewicht eigentlich schon von selbst in die richtige Lage. Stehen alle Querträger am Heck, überprüft man alles noch einmal von oben mit der Wasserwaage.

Heck Abstützung vom Heck

Anschließend kann die eigentliche Kiellegung statt finden. Bevor das geschieht, muss die Schiffsmitte auf dem Helgenbock ausgerichtet werden. Dazu misst man an mehreren Stellen den Abstand zwischen Helgenbock und äußerer Kante der Bodenplatte. Es scheint mir, als ob ich dabei mehrere Kilometer gelaufen bin - immer von einer Seite zur anderen - das wäre zu zweit deutlich schneller gegangen...

Hat man die Ausrichtung der Schiffsmitte durchgeführt, sollte man erneut sicher stellen, dass die Bodenplatte gleichmäßig auf den Heckstützen liegt und bündig mit dem Spiegel in Spantposition 0 abschließt. Alle Fehler die man hier macht, ziehen sich später durch den ganzen Rumpf - also sollte man sich dazu etwas Zeit nehmen. Ist man mit der Ausrichtung zufrieden, kann es passieren: einfach eine Spaxschraube (auch hier ein Stück Sperrholzrest unterlegen) durch den Boden in die waagerechte Spanplatte des Helgenbocks gedreht - und die Kiellegung ist vollzogen!

Die Kiellegung habe ich mit einem Brötchen unter Anwesenheit dieses Akkuschraubers gefeiert ;-)

Kiellegung

Jetzt kann der Spiegel per Schraubzwinge in Position gebracht werden. Auch wenn die Bodenplanke schon satt auf den Querträgern aufliegt, sollte man zur Sicherung ihrer Position noch jeweils eine Schraube durch die Bodenplatte in die Querträger drehen. Auf dem Bild erkennt man die drei Schrauben mit Sperrholzunterlegscheibe auf Position 250, 500 und 750.

Kiellegung und genäht

Da alles gut in Form lag, war das anschließende Vernähen ein Kinderspiel. Die bereits eingebrachten Kupferdrähte mußte nur noch etwas nachgezogen werden und alles saß ohne Spalt satt aneinander. Die Arbeit mit den Schablonen aus FREE!ship, das Übertragen per Filzstift und das Nachschleifen mit dem Bandschleifer war Grundlage für eine perfekte Naht.

Dies ist ja mein erstes genähtes Boot. Neben der klassischen Kupferdrahtmethode verwenden einige Menschen auch Kabelbinder, da das leichter sein soll. Mich hat der Kupferdraht voll überzeugt. Ich habe ihn aus alten Stromleitungen gewonnen. Das Kabelkupfer unterliegt strengen Kontrollen und darf ja auch in seiner Funktion als Stromleiter auf keinen Fall brechen oder reißen, da es sonst zu Kabelbränden kommen kann. Diese Eigenschaft macht es auch für das Nähen ideal - es reißt auch beim kräftigen verrödeln nicht - was man ja von billigen Eisendrähten her nicht gewöhnt ist. Mich hat die Kupfermethode überzeugt. Den Vorteil der kleinen Löcher (1,4 mm vorgebohrt) wird man später auch beim Spachteln begrüßen.

Am Wechsel der Holzmaserung ist die Naht in der unteren Bildhälfte leicht zu erkennen. Sie ist alle 250 mm vernäht. Die Löcher wurden vor dem Fügen der Platte nach Maß gebohrt und stehen sich nun tatsächlich gegenüber. Der Abstand der Bohrungen zu den Spanten beträgt immer ca. 50 mm, damit man beim Nähen nicht mit den unterstützenden Querträgern oder den Spanten kollidiert.

Naht Nahaufnahme

Bei allen von mir im Vorfeld angefertigten BuRaMi Rumpfmodellen war der Bug immer das am schwersten zu nähende Stück. Das lag auch an den ersten Rumpfmodellen, die den Planken etwas abverlangten, was zwar in der FREE!ship-Theorie funktionierte, im Pappmodell aber technisch nicht umsetzbar war. Wilhelm hat mit der letzten BuRaMi Schalengeometrie eine praktikable Form gefunden. Das hatte ich schon beim abschließenden Modellbau feststellen können.

Auch erste Versuche, die Sperrholzbretter im Original nach oben zu biegen, gestalteten sich recht kompliziert. Vor dem endgültigen Vernähen hatte ich die Bodenplanke auf den vorderen 300 mm von ursprünglich 6 mm auf 4 mm herunter geschliffen - im Bild an der anders verlaufenden Maserung zu erkennen. Dadurch wird der Boden schon deutlich flexibler. Dann habe ich die Kimmplanken so wie sie lagen vom Heck bis zum Bug straff an die Bodenplanke festgenäht und im Bereich der Bodengruppe provisorisch an die Spanten geheftet. Bis Spant 3500 stand nun schon alles fast so, wie es sollte. Nur die Bugspitze lag mehr oder weniger waagerecht neben dem Boden.

Bug innen

Mit etwas Kraftanstrengung ließ sich aber zu meiner Verwunderung alles nach oben klappen. Auch am Bug hatte ich vorher auf jeder Seite 6 Nahtlöcher gebohrt. Darüber wurden die Planken nun Stück für Stück aneinander geholt, bis der anfänglich ca. 30 mm breite Spalt nicht mehr sichtbar war.

An dieser Stelle verlangt man den Planken, dem Draht und nachher der Glasfaser natürlich das Äußerste ab. Auch Sperrholz hat einen eigenen "Willen". Um nicht noch mehr Spannung in's Holz zu bekommen, habe ich darauf verzichtet, alles bis auf den letzten Millimeter gerade zu rücken. Ich hatte mich eigentlich auf den ersten 100 mm des Bugs auf noch mehr Spachtel- und Schleifarbeit eingestellt - jetzt sitzt alles schon recht ordentlich.

Bug von vorne

Hier noch mal der Bug von schräg vorne. Auf den letzten 600 mm steigt der Boden ca. 50 mm an. Wer genau hin schaut, erkennt die Eigenart der genähten Bauweise, wie ich sie gezeichnet und ausgedruckt habe. Alle Planken liegen innen genau mit ihren Ecken aufeinander. Dadurch ergibt sich innen ein geschlossener Knick und außen ein Spalt. Auch in FREE!ship werden die Außenkanten der Spante identisch mit der Innenkante der Planken berechnet und ausgegeben. Würde man am Bug versuchen, die Planken unten an die Bodenplanke anzusetzen, könnte man den Bug nicht richtig schließen. Auch auf den langen geraden Strecken würde einem so die Sperrholzstärke am Übergang zur nächsten Planke fehlen - hier immerhin 6 mm pro Naht! Daher ist auch ein Anschrägen der Planken im Knick nicht zulässig, es sei denn, man hat vorher genau diese paar mm als Nahtzugabe an der Platte gelassen.

Bug von seitlich

Zur Verdeutlichung der richtigen Plattenlage hier noch mal eine kleine Skizze. Bei FREE!ship wird der Spant mit der Auflagefläche für die Platte ausgegeben und die Platten mit eben genau dieser Länge gezeichnet. Setzt man die Platten zu tief an, fehlen oben auf dem Spant diese mm. Das geniale bei einer guten Nähvorlage ist aber, das sich die Rumpfform bei genau zugeschnittenen Platten quasi ohne Spanten von selbst ergibt. Also müssen die Platten so wie rechts gezeichnet, genau Eche auf Ecke stehen und die gesamte Spantfläche berühren. Der äußere Spalt kann später leicht verspachtelt werden.

Zeichnung

Neben der hier verwendete Art der Plankenzeichnung gibt es auch Spantenrisse, bei denen die Außenhautmaße angegeben und gezeichnet sind. Dies hat den Vorteil, dass man daraus dirket das Schiffsvolumen und die gesamte Hydrodynamik errechnen kann, unabhängig davon, wie stark man die Außenhaut baut. Das Schnittmuster der Spanten muss man bei diesem Vorgehen aber selber unter Abzug der Plattenstärke zeichnen.



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